Rab nach Punat
Der Wecker klingelt um 6 Uhr, wir trinken kurz Kaffee und fahren zur Tanke. Dort angekommen ist niemand da, nicht mal der Tankwart, wir legen also bei idealen Bedingungen allein längsseits an. Nach kurzer Zeit endecke ich einen Zettel in der Scheibe mit der Aufschrift „Bell“ und einem Pfeil nach unten. Darunter eine Klingel, die ich dann mal drücke und siehe da: 10 Minuten später kommt der Tankwart auf dem Fahrrad an. 67 Liter passen in den Tank, macht mit den 40 Litern vorher also 107 Liter, die wir verbraucht hatten. Somit hätten eigentlich noch 103 Liter im Tank sein müssen, als er angeblich leer war…
Aber egal, bei wenig Wind und ruhiger See verlassen wir den Stadthafen von Rab und fahren auf der Westseite der Insel nordwärts Richtung Punat. Als wir kurz vor Verlassen des Abdeckung durch die Insel nach Norden blicken, entdecken wir weiße Schaumkronen auf dem offenen Meer und der Wind frischt deutlich auf. Die Bora legt wieder ganz ordentlich los mit bis zu 28kn und erneut geht es rauf und runter, vor allem als wir direkt den Düseneffekt von Baska zu spüren bekommen, diesmal kommt die Welle aber wenigstens leicht schräg von vorn. Das Anlegen in der Marina könnte allerdings spannend werden.
Als wir in den Schatten der Insel Krk eintauchen beruhigt sicht die See wieder und auch der Wind lässt etwas nach. An der Einfahrt der Bucht von Punat rufe ich Zlatan an und teile ihm mit, dass wir in 10 Minuten einlaufen, leider ist er mit seinem Kollegen gerade dabei ein Auto irgendwo auf der Insel abzuschleppen, wir sollen einfach am C2-Steg neben dem Motorboot festmachen. Ich sage ihm, dass wir etwas Hilfe beim Anlegen brauchen könnten, da wir ja nur noch zu zweit sind und ordentlich Wind weht, worauf er versichert, er würde die Marineros anrufen – dann bricht die Verbindung ab.
Das Motorboot sehen wir dann liegen, von Marineros ist allerdings keine Spur zu sehen, nun ja, muss es also auch ohne gehen. Wir machen also Leinen und Fender klar und fahren rückwärts -wie gelernt- rein, der Wind bläst fast im rechten Winkel zur Boxengasse, so dass ich aufpassen muss, nicht zu nahe an die gegenüberliegenden Boote und ihre Muringleinen zu geraten. Ich fahre also etwas flotter und nahe an der Mitte der Gasse, nach dem 90-Grad-Schwenk in den Liegeplatz habe ich den Wind dann schön von hinten. Einer der Motorbootler am Steg ist so nett die Leine um den Poller zu legen, so dass wir nicht werfen müssen und wir können das Boot sehr schön mit den Heckleinen stabilisieren – diesmal ist das ganze Manöver wirklich sehr gut gelungen.
Die Übergabe ist dann auch kein Problem, natürlich hat Zlatan für alle Probleme eine Erklärung, in der Summe finde ich aber schon, dass auch bei einenm alten Boot die Technik besser in Schuß gehalten werden könnte. Folgende Mängel sind uns so aufgefallen:
Kleinigkeiten
- Ankerkette springt beim einfahren
- Leerer Reserve Kanister
- Wasseranzeige hinten geht nicht
- Logge ging am Start nicht, nach 5 Tagen dann doch, dann wieder nicht
- Ständiger Öldruck-Alarm
Größere Mängel
- Außenborder: unruhiger Lauf, sifft, tropft und stinkt nach Sprit
- Teak-Reparatur: schwarze Streifen auf allen Klamotten
- Verklicker und Windanzeiger gehen gar nicht, mal 0, mal -4,7
- Altes Öl schwappt im Motorraum herum, deutlicher Diesel-Öl-Geruch in der Steuerbord-Achterkabine
- Fenster der Pantry undicht
- Tankuhr zeigt 3/4 an, ist aber -angeblich- fast leer
Trotzdem muss man sagen, dass der Support -vor allem bei den Motor-Problemen- vorbildlich und kompetent war und wir dafür sehr dankbar sind.
Insgesamt war es wieder ein wahnsinnig schöner Törn, bei dem wir wieder sehr viel gelernt haben und das erste Mal mit der gefürchteten Bora zu tun hatten. Was uns allerdings am meisten beeindruckt hat, war die unglaubliche Hilfsbereitschaft der Bootsfahrer in der Bucht vor Silba, die uns zweimal sofort und mit vollem Einsatz unter schwierigen Bedinungen geholfen haben, als wir Probleme hatten. Ich hoffe wir können das irgendwann einmal zurückgeben.