Ein denkwürdiger Tag, einiges geht schief.
Nachdem wir die längere Anfahrt nach Punat durch einen -sehr schönen- Aufenthalt am Bleder See unterbrochen haben, erreichen wir die Insel Krk gegen 13:15 und erledigen die notwendigen Einkäufe für die Proviantierung im Lidl-Markt der Insel-Hauptstadt.
Die Boots-Übergabe soll um 15 Uhr sein, wir geben gegen 14:30 Uhr unsere Papiere ab und nutzen die Zeit um noch schnell etwas zu essen. Da das Marina-nahe Restaurant Maslina die Küche leider schon um 14 Uhr schließt, nehmen wir mit dem 9 Bofora auf dem Marina-Gelände vorlieb. Die Pizza schmeckt gut und der Preis geht in Ordnung.
Geplant ist, noch am gleichen Tag auszulaufen und entweder vor Grgur oder auf der Nordseite von Rab in einer Bucht zu ankern, der Yugo bläst mit 7-14 Knoten aus Südwest. Unangenehm daran ist, dass dieser Wind entlang der Adria weht und dabei für hiesige Verhältnisse eine lange Dünung erzeugt, was eine dagegen entsprechend geschützte Bucht erfordert.
Die Übergabe zieht sich dann etwas hin, der Spritkanister für den Außenborder muss noch gefüllt werden und die SD-Karte für den Kartenplotter muss noch getauscht werden. Sußerdem ist das Echolot nicht wirklich zuverlässing, in der Marina mit verbrieften drei Metern Wassertiefe zeigt es mal fünf Meter an, beim Eindampfen in die Achterleinen ertönt dann allerdings ein Tiefen-Alarm, weil dieser auf drei Meter eingestellt ist. Das lässt sich aber wohl nicht so einfach kalibrieren, so dass wir erst gegen 17:30 Uhr -ohne Kalibrierung- auslaufen.
Sonnenuntergang wurde für ca. 21:30 Uhr gemeldet und wir entscheiden uns für die Bucht [Name], in der bereits ein größeres Motorboot vor Anker liegt. Nachdem sämtliche Ankermanöver im letzten Jahr problemlos geklappt haben, machen wir uns diesbezüglich auch keine Sorgen, fahren etwas weiter in die Bucht und lassen den Anker fallen.
Der erste Versuch scheitert allerdings, der Anker hält nicht. Also den Anker wieder aufholen, erneut gegen den Wind ausrichten, die passende Stelle zum Ablassen des Grundeisens ansteuern und Manöver wiederholen. Kleines Problem dabei: die Tiefenmarkierungen auf der Ankerkette sind schwer zu erkennen und es existieren nur Markierungen für 10 und für 30 Meter, die anderen fehlen. Großes Problem dabei: der Anker gräbt sich wieder nicht ein…
Auch nicht beim dritten und vierten Versuch. Leichte Verunsicherung macht sich breit, aber wir gehen von schlechten Grundverhältnissen aus – auch wenn die Bucht als guter Ankergrund im Beständig ausgewiesen ist- und versuchen unser Glück in der benachbarten Bucht. Aber auch hier will und will der Anker sich nicht eingraben. Sobald wir etwas Rückwärts-Schub geben ist an der Kette zu spüren, wie der Anker über den Grund schleift.
Die ersten Fischer in ihren kleinen Motorbooten rufen uns etwas auf kroatisch zu, was uns natürlich nicht weiterhilft, aber um weitere Aufmerksamkeit zu vermeiden laufen wir eine dritte Bucht () an, wo wir weitere, unbeobachtete Versuche unternehmen können. Langsam wird es dunkel…
Ein kurzes ratsuchendes Telefonat mit Reinhard, einem Freund der in der Euphemia vor Rab liegt, bringt als Rat nur es weiter zu versuchen. Allmählich vermuten wir, dass es möglicherweise am Anker selbst liegt, ein Pflugschar-Modell mit einer Art Gelenk, und wir inspizieren den Reserve-Anker in der Backskiste. Ich erwäge den Anger gegen diesen (Danfort?) zu tauschen, was aber daran scheitert, dass kein passendes Werkzeug an Bord ist (O-Ton bei Übergabe: viel ist nicht drin, bei Problemen rufen Sie uns einfach an).
Kurz denke ich darüber nach, den Reserve-Anker mit dem daran befestigten Schäkel einfach am Ende des vorhandenen Ankers an einem vorhandenen Stabilisierungs-Eisen anzuhängen – das wird aber durch den festgegammelten Schäkel-Bolzen unterbunden, der auch mit WD 40 nicht zu lösen ist.
Nun bleiben also folgende Optionen: Nachsehen ob auf Grgur ein Platz an der kleinen Mole frei ist und im Dunkeln dort festzumachen. Zurück in die Marina Punat und dort anlegen, was ca. 4 Stunden Nachtfahrt und einen komplett verlorenen Tag bedeutet. Und die dritte Möglichkeit: Reinhard erneut anrufen und fragen ob wir notfalls ein Päckchen machen können, was ca. 2,5 Stunden Nachtfahrt -unsere erste- erfordert. Wir rufen an und wählen Tor drei und brechen gegen 22 Uhr in Richtung Eupemia auf, geschätzte Fahrzeit: 2,5-3 Stunden rund um Rab.
Die Nachtfahrt im Mondschein ist wiederum sehr angenehm, es herrscht kein Verkehrt und die Blink-Feuer der Leuchttürme bieten Gelegenheit die beim SBF erworbenen Kenntnisse zu den Lichtzeichen einzusetzen. Gegen 0:30 fahren wir dann in die vor der Stadt Rab liegende Euphemia-Bucht ein. Reinhard kommt mit Frau und Dinghi angefahren.
Wir lassen die Badeplattform herab und als Indra draufsteigt, sackt diese nochmals um 15 cm ab, weil die Befestigung ausgebrochen ist – und das schon länger, wie leicht ersichtlich ist, nur hat uns das niemand mitgeteilt. Also nimmt Indra ein unfreiwilliges Bad – und lernt das Gefühl kennen, mit Schwimmweste ins Wasser zu gehen, die sie vorbildlich bei Nachtfahrt angelegt hatte.
Nach der Bergung werfen wir erneut Anker. So richtig einfahren sparen wir uns, wir fahren mit Standgas rückwärts stecken 45m Kette aus, das sollte bei dem -nicht- vorherrschenden Wind und spiegelglattem Wasser für diese Nacht ausreichen.Wir nehmen noch ein paar Getränke mit den Freunden zu uns und legen uns nach einem eriegnisreichen Tag in die Koje – ich werde nur einmal wach.